Samstag, 23. Februar 2019

Komplett erhaltener Tempel mit Hof und Horg in Norwegen gefunden

Archäologen in Ranheim bei Trondheim in Norwegen haben eine komplett erhaltene eisenzeitliche heidnische Kultstätte gefunden und ausgegraben. Die Kultstätte aus dem 5. Jahrhundert wurde vor ca. 1000 Jahren wahrscheinlich absichtlich und vollständig mit einer dicken Schicht Torf bedeckt, um eine Zerstörung, wahrscheinlich durch christianisierte Herrscher zu verhindern. Diese Torfschicht verhinderte ähnlich wie die Erdschicht in Kalkriese später die Beschädigung durch landwirtschatliche Pflüge. Die Entdeckung sei in Norwegen einzigartig, versicherte Preben Rønne von der Universität Trondheim. LINK zur englischen Version.  
FOTO: PREBEN RØNNE, NTNU, VITENSKAPSMUSEET.



Der "Gudehovet" besteht aus  aus einem grossen  Steinaltar, einem sog. HORG (hörgr) , althochdeutsch harug, daneben deutliche Gebäudespuren eines Tempels mit Idolresten von Freyja, Frey, Odin und Thor sowie von Ahnenfiguren, die ebenfalls verehrt wurden. Zusätzlich legten die Archäologen eine Prozessionsstrasse frei, die von grossen Steinblöcken flankiert wurde.
Der Altar, bei dem starke Tierblutspuren gefunden wurden, besteht aus einer kreisförmigen Steinsetzung mit 15 m Durchmessern und 1 m Höhe. Das hölzerne Tempelgebäude oder HOF in unmittelbarer Nähe maß 4,5 x 5,3 Meter und bestand u.a. aus 12 Säulen, die jeweils auf einem Steinfundament ruhten. Eine profane Nutzung des Gebäudes ist ausgeschlossen, da man z.B. die Löcher für die Götterfiguren und keine Feuerstelle vorfand. Als Opfergaben wurden  2 Glasperlen und Knochen, darunter auch menschliche Schädelknochen und Zähne gefunden. 
Es gibt einige Hinweise darauf, dass die Anlage bewusst versteckt  wurde, um sie vor  Zerstörung zu bewahren. Viele Heiden flohen zu dieser Zeit auf die nordwestlichen Inseln wie Island.
Eine genaue wissenschaftliche Beschreibung der Tempelanlage kann man  sich hier anschauen:  Horg, Hov og Ve, von Preben Ronne oder sich mit einer kürzeren Version in englisch behelfen: mit dieser  Veröffentlichung.                                                                                                                            FOTO: PREBEN RØNNE, NTNU, VITENSKAPSMUSEET

Dieses seltene Beispiel einer kompletten Tempelentdeckung aus der Eisenzeit bis zur Christianisierung dürfte hoffentlich in Südgermanien die Diskussionen abschliessen, ob es heidnische Tempelanlagen bzw. ein Priestertum gab. (wobei diese
Diskussion nach den Ausgrabungen des Opfermoors Oberdorla in Thüringen hätte beendet oder zumindest insoweit berichtigt hätte sein sollen, dass zwar kein Priesterstand nachgewiesen ist, wohl aber Priester und Priesterinnen).

Schon die Motivation des Versteckens legt sehr nahe, dass vorchristliche Tempel fast ausnahmslos zerstört wurden und die  Priester entweder ermordet oder christianisiert wurden. Siehe hierzu auch Dubois: Nordic Religions in the Viking Age, der beweist, dass die Ermordung von Priestern, sowohl heidnischer als auch christlicher, gang und gäbe war, wie auch die gegenseitige Zerstörung heiliger Stätten. (Wobei es auch zur heidnischen Sitte gehörte, die Tempel und Haine anderer Heiden zu zerstören oder zu schänden und die Priester zu entführen, verstümmeln oder zu töten in Fällen kriegerischer Auseinandersetzung.)

Ausdrückliche Erwähung finden kontinentalgermanische Priester auch in der DDR Wissenschaft. Im Heft von Frau Dr. habil  Sigrid Dusek zur Monografie des Opfermoores Oberdorla von Prof. Dr. Behm-Blancke heisst es auf S. 27 ausdrücklich (Abb. der Broschüre mit Blotszene unten):
"Besondere Beachtung erfährt der Fund eines großen Holzbehälters (Abb 22c) ein langer Trog, 2,00 m lang und 0,60 cm breit, mit Tragflächen an den Schmalseiten. Nach Ansicht des Ausgräbers handelt es sich um einen Sarg, wohl einer Priesterin, denn es fanden sich sowohl neben dem Altar als auch nördlich ausserhalb des Heiligtums verstreut Sarg- und Skelettreste, die von einer 15-16jährigen weiblichen Person stammten."

Weiter heisst es auf S. 47:
"Danach berührte der Priester es (das Opfertier) mit einem frischen Zweig. Der "Schlächter" (also ein profaner Gehilfe, wohl der berühmte "Blotmen") tötet das Tier. Unter Aufsicht des Priesters erfolgte die Auswahl der Fleischteile sowohl für die Opferung als auch für das heilige Mahl."

und besonders wichtig:

"Aus der geringen Größe der Heiligtümer ergibt sich die Vermutung, dass während der Zeremonie nur der Priester Zugang in die eingehegte Kultstätte und zum Altar hatte, während die Kultgemeinde sich ausserhalb versammelte."
Eine recht deutlich Darstellung der Sonderstellung des Priesters und einer Rangordnung in der Kulthandlung.

Die komplette Monografie von Prof. Behm-Blancke und Sigrid Dusek ist nicht mehr oder nur antiquarisch erhältlich, aber hier in Gänze einsehbar:



Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass neben den Familienpatriarchen, die kleineren Blots vorstanden, die im Hof durchgeführt wurden, an den Heiligtümern religiöse Spezialisten im Einsatz waren, ergo Priester. Zudem wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diesbezügliche  Angaben von Tacitus durch die Grabungen bestätigt wurden. Diese Auffassung macht unserer Meinung nach Sinn: Priester an den verstreuten Höfen vor allem in Nordeuropa kamen wohl nicht oder weniger vor, obwohl auch von einem Stammespriester im Heimatdorf von Armin dem Cherusker berichtet wird (GEO DVD Die Germanen). In den Weilern und Höfen gab es kaum Platz für einen hauptberuflichen Spezialisten. Kult- und Wissenträger wird es aber auch in den verstreuten Höfen, oft auch für mehrere übergreifend gegeben haben. An den zentralen und berühmten Kultstätten wie Uppsala und Oberdorla etc. pp muss es schon aus arbeitstechnischen Gründen hauptberufliche Priester gegeben haben. Dies entspricht auch der nachgewiesenen Tradition indogermanischer Gruppen.

Auch die transatlantische "Welt" kann sich der neuen Erkentnisse nicht enthalten, denn auch in Kontinentaleuropawerden werden überall Tempel ausgegraben und dementsprechend  wird es sie auch gegeben haben.

Runen wurden bereits im 3. Jahrhundert n.d.Z. nachgewiesen: Aus den Funden im Opfermoor Oberdorla, besonders aus dem Grab der Priesterin aus dem 3. Jahrhundert kann auch der Gebrauch von Runen belegt werden. Auf einer Drehscheibenschale war eine Sowilo Rune eingeritzt.

Priester und Tempel

Die Forschung legt damit nun sehr nahe, dass es  Priester, altnordisch im Plural  godar (althochdeutsch harugari gab, die sich wiederum von den ewarto und esagi, die lediglich den Ritualablauf zu überwachen hatten unterschieden) und die sich beruflich mit unserer Religion beschäftigten. Es ist richtig, dass der Titel godi ein rein isländischer Titel war, ein Häuptlingspriester, das ergibt sich aus der besonderen Situation Islands als skandinavischer Aussenposten für lange Zeit, wo es keinen direkten König gab. Im restlichen Skandinavien gabe es wohl mehrere priesterliche Spezialisten, nicht nur einen: Den  Lytir (der der opfert ) und den Vífil (der segnet).

Daneben gab es den Þulr in mehreren germanischen Sprachen, nach Steinsland ein Gesetzessprecher und Kultführer. Aus der Darstellung des Þulr in Havamal 111 zeigt sich deutlich dessen herausragende Stellung im Kult und der Mythologie, denn der Þulr sitzt im Hochsitz neben der Quelle Urdr  in einer fast kosmischen Position. Der Þulr ist in diesem Fall ein echter Bewahrer  des gesamten kulturellen und mythologischen Wissen.


Mál er at þylja
þular stóli á
Urðarbrunni at,
sá ek ok þagðak,
sá ek ok hugðak,
hlýdda ek á manna mál;
of rúnar heyrða ek dæma,
né of ráðum þögðu
Háva höllu at,
Háva höllu í,
heyrða ek segja svá:


Zeit ist's zu reden
vom Stuhl des Redners. (Þulr).
Am Brunnen Urds
saß ich und schwieg,
saß ich und dachte,
hörte ich auf der Männer Rede;
über Runen hörte ich sprechen,
und sie verschwiegen Rat nicht
bei des Hohen Halle;
in des Hohen Halle
hörte ich solches sagen:
Havamal 111


In der Übersetzung des frühmittelalterlichen Textes aus Deutschland: "Die abergläubischen und heidnischen Gebräuche der alten Deutschen nach dem Zeugnis der Synode von Liftinae im Jahre 743" vom bischöflichen Konsortialrat Professor Franz Widlak heisst es eindeutig von den Tempeln:

IV. Von den Häuschen, das ist Götterhütten.

("de casulis, id est fanis." Indiculus superst. et pagan. num. 4)



"Einzelne Landgemeinschaften versammelten sich bei abgelegenen und verdeckten Hütten, die sie als ihren Göttern geheiligt ansahen, und hielten hier ihre Privatfeste; von diesen Hütten spricht die Nummer 4 des liftinischen Verzeuchnisses. Die Geschichte berichtet uns, wie das heidnische Volk an den abgöttischen Laubhütten hing und wie hoch sie es schätzte.Man erkühnte sich nicht, ein Blatt oder ein zweig von den dabei stehenden Bäumen abzubrechen; die Bischöfe und Priester legten daher selbst Hand an, um diese Göttertempel zu zerstören."


Die Priester im germanischen Heidentum lebten außerhalb der Dörfer und Gehöfte in Laubhütten und Holzhütten im Wald, gehörten aber fast immer zu einer Sippe. Sie wurden hoch geehrt und bekamen von der Gemeinschaft den Lebenunterhalt gestellt. Die Ähnlichkeiten zu den Verhältnissen im früheren Hinduismus sind frappierend. Bei der Christianisierung zogen sich die meisten der Priester für immer in den Wald zurück, wenige wurde christliche Priester. 

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, weshalb einige deutsche Wissenschaftler wie der Religionswissenschaftler Meier aus Bonn den Brauch des Blutbespritzens, hlaut, als christliche Rückspiegelung werten können und die Existenz von Priestern und Tempeln verleugnen im germanischen Heidentum. Dafür gibt es nicht den geringsten Beweis oder eine Logik für diese Behauptung. Es ist eher wahrscheinlich, dass das bespritzen, wie auch viele andere heidnische Kulthandlungen ins Christentum und insbesondere in den Katholizismus übernommen wurden, mit Weihwasser. 
Aber es gibt noch wesentlich Schlimmeres, wie den Philosphen Haller, der jetzt für die 3WK versucht  in der Vor- und Frühgeschichte zu stümpern, promoviert an der Uni Bonn, mit der Behauptung, bei den Germanen habe das Matriarchat geherrscht und deshalb seien diese untergegangen. Mit so etwas kann man in Bonn immer noch das große Wort führen, in Dyroffstrasse 2 und in den angeschlossenen ´teilen der Uni Bonn, wenn man sich vorher mit dem Alten Ägypten blamiert hat.Das macht aber in Bonn gar nichts, zudem in der notorischen Loge auch Walter Steinmeier bisweilen herumläuft. 

In der Saga von "Hakon dem Guten" wird auch eindeutig von Tempeln und Altären gesprochen, die mit Blut bespritzt wurden: ""Hlautbürsten" wurden angefertigt, mit deren Hilfe die Altäre und die Tempelwände aussen und innen mit Blut bespritzt wurden."
Da stellt sich die Frage, welche Wände denn da mit Blut bespritzt wurde, wenn es denn nach Meinung einiger Religinswissenschaftler gar keine Tempel gab?


Die skandinavische, fanzösische und auch US-Forschung zur nordischen Mythologie mit ihren renommierten Forschern wie Dumezil, Grönbech, Dubois, Strömbäck, Ström, Ohlmarks, Steinsland etc. pp kommen zu dem Schluss, dass eine komplexe religiöse Kultur mit Spezialisten, Tempeln und einer jahrhundertetelangen, wenn auch schwierigen bis feindseligen Koexistenz und Durchdringung zwischen heidnischen und christlichen Vorstellungen.
 (Bild oben: Der heidnische Tempel in Uppsala in einem Holzschnitt von Olaus Magnus)



Nachtrag:
Leider ist der Tempel in Ranheim jetzt endgültig durch den Bau einer Wohnsiedlung zerstört worden. 


Foto: Holzschnitt: Olaus Magnus - On the Glorious Temple Devoted to the Nordic Gods über den Tempel in Uppsala


QUELLEN:
Dubois: Nordic Religions in the Viking Age
Fotos mit freundlicher Genehmigung von  Preben Rønne, Universität Trondheim
Weitere Quelle : Aftenposten
Oberdorla-Kultstätte am Opfermoor von Dr. habil. Sigrid Dusek
Prof. Behm-Blancke: Heiligtümer der Germanen und ihrer Vorgänger in Thüringen. Die Kultstätte Oberdorla
Steinsland: Norrøn religion: Myter, riter, samfunn. Oslo: Pax, 2005. ISBN 8253026072


 
Complete Horg found in Norway

Archaeologists at Ranheim in South Trøndelag have found a near complete place of worship that was probably in use from the 5th century until it was deliberately covered up with peat around one thousand years ago, probably to prevent its destruction by the Christians.
The horgr consisted of  a stone set altar and traces of a wood building that probably housed statues of the gods in the form of logs with the carved faces of Thor, Frey and Odin. Also prominent ancestors were honored in this way.  Close by the archaeologists uncovered what they believe to be a processional road.
Thanks to the thick layer of peat covering the find, no plow has penetrated it so the Horgr is very well-preserved. The altar or stalls where animal blood has been offered, consist of a stone circle of 15 meters in diameter and 1 meter high.  The wood building or hof that used to stand a few yards away was 4,5 x 5,3 meters and was erected using 12 wood columns, each supported by a heavy stone fundament, and was clearly not used as living quarters. For example there was no fireplace. Inside they found 4 pole holes that may have been traces of the high seat where the images of the gods rested between ceremonies. The procession road was marked by parallel rows of stone, the longest 25 meters in length.

-Much indicates that the people who deliberatley covered the horgr at Ranheim, carried the poles from the stave house, as well as earth from the altar to the place where they settled and raised their new Horgr. Because our find and the Norse sources fit so well together, these sources must have been more reliable than many scientists until now have believed, says Preben Rønne who leads the dig. Unfortunately this holy place will be lost as it will be removed to give space for a developing housing project. But there is an effort underway to have the Directorate of Cultural Heritage protect the site.