Samstag, 7. März 2020

Gods have changed – how they differ from the rocks: Reformen im Heidentum

Realistische Odindarstellung
In der Dekonstruktion des Gottes Odin haben wir uns bemüht, die tatsächliche Herkunft und Bedeutung des Odin aufzuzeigen. Demnach erschien Odin erst im 4.-5. Jahrhundert n.d.Z. in der Germania Magna und zeigt deutliche Züge eines asiatischen Reitergottes, der nach den Verwüstungen durch die Einfälle zentralasiatischer Reiterkrieger (Hunnensturm) erst seine Bedeutung bei den germanischen Gruppen erhielt. Dies passt perfekt zu dem Zustand der germanischen Heiden und Sippen von Südgermanien bis Nordnorwegen und Schweden, die im Süden durch die Zentralasiaten zutiefst traumatisiert waren.
Dazu kam die Christianisierung, die sich danach ab dem 5. Jahrhundert durchsetzte und auch Ängste bis an den Polarkreis mit sich brachte. Odin war dementsprechend der Ausweg der kriegerischen Männer und Sippen, einen Ausweg durch ständige Kampfbereitschaft mit Tranceelementen und danach der Heimgang der Krieger als magische Totenkrieger, Einherjer in das Reich Odins - ganz kurz zusammengefasst.
 
"Heil Dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands" ??
Odin und Frigg wie gemalt im 2. Kaiserreich
Wo blieb aber der alte germanische Gott Wotan? Er blieb genau dort, wo oft Götter auch im Hinduismus verbleiben, die durch Geschehnisse der äußeren und inneren Welten unbedeutender wurden: sie verschmolzen mit den neuen Göttern und wurde mit diesen eins. Trotzdem ist Odin nicht gleich Wotan oder Woden, Odin enthält nur Aspekte des in der Germania Magna wesentlich älteren Wotan. Wotan aber verschwand und ist, wie man berichtet, unauffindbar, kein Heide Gode oder Brahmane kann ihn wirklich finden und anrufen und beopfern mit einem Resultat. Das gibt es nicht mehr, aber den Odin eben. Den können Heiden anrufen in der Hoffnung, den Wotanaspekt anzusprechen. Dies bleibt aber eine Illusion, denn, so sagt man bis heute: der Odin, der heute noch am meisten beopferte Gott im germanischen Pantheon neben Thor, zieht immer komplett nach und wird den reinen Wotanaspekt stets verdrängen. Das ist eine religiöse Angelegenheit, die Hindus schlüssig und problemlos nachvollziehen können. Dort hat Shiva de facto den verruchten und verbannten Rudra ersetzt, und positiv erweitert. Im Shiva sind noch einige Rudra Aspekte enthalten, aber niemand käme, unter rechter brahmanischer Führung, auf die Idee, dort Aspekte des Rudra gefahrlos beopfern zu können, um ihn wiederzubeleben. So etwas macht man nicht oder man ist so verwegen, heimlich Rudra zu folgen und zu beopfern. Man kann aber keine einzelnen Aspekte der Götter von fremden Gottheiten für längere Zeit empfangen, die gesamte Gottheit „zieht immer nach“. So entfällt das Opfer an Wotan aus ähnlichen Gründen bei uns, man bekommt nur den deutlich verruchteren Odin im Gepäck. Odin hat in der Breite und Wichtigkeit den Himmelsgott Tyr, in Südgermanien: Ziu ab dem 5. Jahrhundert ersetzt. Dieser ist aber noch vorhanden und wurde nicht übernommen. Ziu / Tyr Opfer haben immer Resultate. 

Sri Shiva mit deutlichen Rudra Zügen
 

Wieso hat Odin dann eine Frigg als Gattin, die sich auch als nicht beopferbar und anrufbar heute darstellt – weil einfach nichts passiert? Weil diese so nie existierte. Sie entspricht auch recht umfassend einem Abbild des keuschen, etwas sterilen Eheweibs christlicher Provenienz bis hinein in den deutschen Wilhelminismus, in der sie sich großer Beliebtheit erfreute. Es gab tatsächlich wohl nur die Frouwa Freyja, die sich einem ganzen Komplex diverser Eigenschaften erfreut, die sich auch den Menschen und Zeiten in denen sie erscheint anpassen. Heute ist sie auch eine große Beraterin und Magierin in einer weiten Bandbreite an Erscheinungsformen und nie das lüsterne Weib, für dass man sie vor allem später, ca. ab 700 hielt, unter christlichen Einflüssen. Immerhin muste man bis zum Jahr 1000 eine Srafe zahlen, wenn man sie deshalb öffentlich beleidigte. Noch ist sie eine Besorgerin von willigen Frauen für Männer. Sie ist auch nicht das treue Eheweib mit ebensolchen Eigenschaften, aber heutzutage eine der stärksten germanischen Gottheiten überhaupt, die sich Aussenstehenden eben kaum öffnet und erkärt wegen ihrer Komplexität.

Betrachtet man die "germanischen Devas", (volkstümlich als generelle himmlische Wesen begriffen, nicht als Götter) die uns hier fast nur noch als Matronen weitläufig bekannt sind, (neben Diesen, Walküren etc.) so bleiben heute greifbar fast nur noch die ubischen Aufanien übrig, die die Geister meist großstädtischer Frauen beinhalten, heute auch Frauen aus ländlichen Regionen. Die alten  Fluß-, Quell- und Naturgeister, die mit anderen Matronensippen verbunden waren, sind nicht mehr vorhanden.  So hat sich das Matronenbild und deren religiöse Existenz seit der Antike für uns verändert: sie sind meist als Aufanien für die Masse vorhanden, oft redselige Frauengeister, auch aus den verruchteren Geselllschaftsschichten. Dementsprechend begeistern sich die heutigen Matronen gerne auch für die eher verruchteren Anhänger männlichen und weiblichen Geschlechts - so ist es eben wie es ist. Zuhälter udn Drogenhändleerkreise, wie in Mexiko bei ähnlichen Schreinen sind die gerne gesehen AnhängerInne der Matronen heute. Aufanien neigen daher auch mal zur Täuschung, wie es im Milieu eben üblich war und ist. Andere Matronen wie die Vacal z.B. und andere Sippen- und Stammesmatronen sollte man gar nicht beopfern, wenn man nicht zur Sippe der Vacal gehört. Dass die Aufanien mit den römischen Besatzern gegen die Germanen und Kelten kollabierten sollten genug über die Integrität der Aufanien aussagen. Trotzdem sind die Orte der Maronenverehrung auch zu echten GöttInneblots geeignet.

Diese Prozesse finden fast identisch im Hinduismus seit Jahrtausenden statt und entsprechen in etwa auch den Abläufen in den verschiedenen Epochen der Veden, wobei die Alte Sitte mit der Atharvaveda korreliert. Und auch politischen Einflussnahmen, in denen man „politisch-korekte“ Götterpaare auch mal etwas erschuf, wie Odin und Frigg bei uns oder Shiva/  Parvati, Vishnu/ Laxmi mit einer Parvati als treuer hinduistischer Hausfrau. Götter und Göttinnen passen sich dem Zeitalter in dem sie erscheinen auch an, verändern sich eventuell etwas und manche werden sogar „übernommen“ und gehen mit ihren Aspekten in den neuen Gottheiten auf. 

Weiterführende Links:
Odin revisited Teil 1
Odin revisited Teil2 
Reisen mit den Göttern